Geduldsprobe für Vertreter der Tischtennisvereine
Langatmige Diskussionen beim Bezirkstag in Gültlingen
Fast vier Stunden mussten die zahlreich erschienenen Vertreter der
40 Vereine beim Tischtennis-Bezirkstag in Gültlingen ausharren, ehe die
notwendigen Diskussionen geführt und die entsprechenden Beschlüsse gefasst
waren.
Dabei deutete anfangs nichts auf eine solche
Marathonsitzung hin. Vorsitzender Michael Stark (Altburg) konnte ebenso wie
Geschäftsführer Hermann Hauser (Neubulach) von einer problemlos verlaufenen
Runde berichten. Das bestätigten auch die Vereinsvertreter den
Verantwortlichen, obwohl ihnen diesmal wegen eines PC-Defekts kein
Berichtsheft vorlag.
Gänzlich unerwartet entzündete sich dann die Diskussion im Anschluss an
einen Vortrag der Lehrwartin Ute Walkenhorst (Mitteltal), die über die
Jugendförderung referierte. Danach werden talentierte Jugendliche von
erfahrenen Trainern an einem Stützpunkt gezielt gefördert. Das Besondere
daran ist: Diese Arbeit trägt sich finanziell selbst, einmalig im gesamten
Verband. Und genau da setzte der Unterreichenbacher Winfried Becht an und
forderte, dass der Verband nicht nur die defizitären Unternehmungen anderer
Bezirke unterstützt, sondern für eine gerechte Verteilung der Zuschüsse
sorgt, damit auch das Risiko der Schwarzwälder Organisatoren gedeckt ist. In
der folgenden Diskussion wurde dann gestritten, wie das auf die Schnelle
erreicht werden könnte. Schließlich einigte man sich darauf, dass im Notfall
die Bezirkskasse einspringen würde, aber gleichzeitig beim Verband die
Zuschüsse eingefordert werden müssten.
Ein unerwartetes Ergebnis brachte die Abstimmung über den Antrag zur
Abschaffung der unbeschränkten Ersatzgestellung aus unteren Mannschaften,
der sogenannten „Strohmannregelung", und Rückkehr zum begrenzten Einsatz,
wonach ein Spieler aus einer unteren Mannschaft nach vier Ersatzgestellungen
als festgespielt gilt. Obwohl dieser Sachverhalt schon mehrfach diskutiert
wurde und kaum Stimmen zur Beibehaltung der derzeitigen Regelung laut
wurden, lehnten die Vereinsvertreter den Antrag mehrheitlich ab. Sportwart
Wolfgang Schuld (Klosterreichenbach) verstand die Welt nicht mehr und konnte
nur ungläubig den Kopf schütteln: „Dieser Antrag scheiterte nicht wegen des
Inhalts sondern an der mangelhaften Moderation."
Ein außergewöhnliches Anliegen brachte der TTC Egenhausen vor. Obwohl der
Club eine Damenmannschaft hat, kam der Antrag, dass die beste Dame bei den
Herren sollte mitspielen dürfen. Nach den Statuten ist das nur erlaubt, wenn
der Verein kein Damenteam gemeldet hat. Obwohl für diese Frage der Verband
zuständig ist und die Sache lediglich einen Verein betraf, entwickelte sich
auch hier eine längere Diskussion, an deren Ende nur der Verweis an den
Verband stehen konnte.
Als Vorsitzender Michael Stark die Versammlung schloss, konnten die
zahlreich erschienenen Vereinsvertreter die Heimreise in dem Bewusstsein
antreten, bei einem Bezirkstag wieder einmal ihre Stimme erhoben zu haben.
Notizen beim Tischtennis-Bezirkstag
Einen günstigeren Zeitpunkt zur Austragung des Bezirkstages hätten die
Gültlinger nicht wählen können: Seit 15 Jahren gibt es im SV Gültlingen eine
Tischtennisabteilung und die konnte in der abgelaufenen Saison ihre erste
Meisterschaft und den Aufstieg in die B-Klasse feiern. In ihrem Grußwort
stellte die SVG-Vorsitzende Inge Dengler ihren Verein vor und traf eine
überraschende Feststellung: „1946 wurde der SV als Fußballclub gegründet,
heute sind die Fußballer die kleinste Abteilung im Verein."
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„Andrzey Kaim ist ein Glücksfall für unser Stützpunkttraining", meinte
Lehrwartin Ute Walkenhorst und verwies auf die qualitativ gute Arbeit der
Schönmünzacher Nummer eins. In der Tat zeigten sich auch schon erste
Erfolge: So belegten Jugendliche aus dem Schwarzwald bei Ranglistenspielen
auf Verbandsebene hervorragende Plätze und die Klosterreichenbacher
Mädchen-Mannschaft erspielte sich auf Bundesebene den sechsten Platz.
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Clemens Böttinger (Gechingen), neuer Bundesschiedsrichter und Nachfolger des
jüngst verstorbenen Bezirksschiedsrichter-Obmanns Hans Seeger, warb um
Anmeldungen zu einem Schiedsrichter-Lehrgang und informierte die
Vereinsvertreter über Neuerungen in den Ausführungsbestimmungen. Vielen war
nicht bekannt, dass bei einem Verbandsspiel grundsätzlich 30 Minuten
gewartet werden muss, wenn eine Mannschaft beim offiziellen Spielbeginn nur
mit drei Spielern da ist. Besondere Beachtung fand auch die Mitteilung, dass
lange Noppen auf den Schlägern ab sofort verboten sind. Die Überwachung des
Frischklebens von Schlägerbelägen ist dagegen für Kreisklassenspieler kaum
von Bedeutung.
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Manche Überraschung erlebt der Ressortleiter Mannschaftssport, Wolfgang
Schuld, wenn er die eingereichten Aufstellungen etwas genauer unter die Lupe
nimmt: „Da kann man nur staunen, wie manche Vereinsarithmetiker zwischen den
eigentlich bindenden Vorgaben durch die Bilanzzahlen und einem Spiel ohne
Grenzen agieren." So habe ein Verein den Spieler mit der besten Bilanzzahl
aus der ersten in die zweite Mannschaft „strafversetzt" und sich dann über
den drohenden Sperrvermerk beklagt. Schuld stellte klar: „Alle Spieler eines
Vereins sind nach der Spielstärke aufzustellen, wobei bis zur Differenz neun
bei den Bilanzzahlen Spielräume bleiben."
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Die Vereinsvertreter zeigten sich bei dieser Versammlung sehr
diskussionsfreudig, rührten aber keine Hand, als es um die Übernahme von
Aufgaben ging. Der Wildbader Jürgen Klett steht nun als Klassenspielleiter
der A-Klasse Calw vor, für die BKlasse Calw wurde dagegen niemand gefunden.
Diese Aufgabe nimmt nun Geschäftsführer Hermann Hauser kommissarisch wahr.
Besonders enttäuschend war, dass sich für die Bezirksmeisterschaften 2009
sich kein Ausrichter fand. Unter Dach und Fach sind 2009 die
Bezirkspokal-Endrunde in Nagold am 2. Mai, der Bezirktag in Loßburg am 3.
Juli, die Kreispokal-Endrunde in Altburg am 2. Dezember.
Geschrieben von Oskar Wössner